Lectures of Excellence 2022

Prof. Hans Robert Schöler (Dr. rer. nat.)
Seit November 2021 Emeritus (Direktor) am Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin, MPG White Paper Emeritus Gruppe, Münster
Zu seinen wissenschaftlichen Leistungen zählt die Entdeckung des Transkriptionsfaktors Oct4, der für die Pluripotenz in embryonalen Zellen des Menschen eine Schlüsselstellung besitzt. In Anerkennung seiner wegweisenden Forschungen zur Isolierung, Induktion und Funktionsanalyse von Stammzellen wurde ihm 2008 der Robert-Koch-Preis verliehen (zusammen mit Shinya Yamanaka und Irving Weissman).

Abstract
Mehreren Forscherteams ist es in den vergangenen Jahren gelungen, ausdifferenzierte Zellen so in einen „Alleskönner“-Zustand umzuwandeln, dass sie sich wie embryonale Stammzellen verhalten und die mehr als 200 Zelltypen des Körpers bilden können. Zur Erzeugung dieser so genannten „induzierten pluripotenten Stammzellen“ (iPS) wurde ursprünglich ein Cocktail aus vier Genen eingesetzt. Seither ist die Methode in rasantem Tempo verfeinert worden. Und was in der Maus etabliert wurde konnte umgehend auf menschliche Zellen übertragen werden. Im Zuge der methodischen Fortentwicklung konnten bald iPS Zellen von Patienten generiert werden. Mittels Reprogrammierung versucht man, Krankheiten quasi vom Patienten direkt in die Kulturschale zu bringen. Einige wenige Zellen aus dem Körper eines Patienten reichen dabei aus, um diese Körperzellen in pluripotente Stammzellen umzuwandeln, zu vermehren und daraus jeden beliebigen Typ von Körperzelle in der Kulturschale zu züchten. Leitet man etwa Nervenzellen von Patienten mit einer Erbkrankheit ab und vergleicht diese mit Zellen, die keine krankheitsverursachende Veränderung aufweisen, gewinnt man ein besseres Verständnis für das zu Grunde liegende Problem. Besonders vielversprechend erscheint die Nutzung solcher Zellen, um Medikamente zu entwickeln und zu testen. Die entscheidende Frage ist, ob sich so Medikamente entwickeln lassen, die beispielsweise den Ausbruch einer Krankheit verhindern oder zumindest ihren Verlauf lindern können. Um dem menschlichen Körper genauer abzubilden, verwendet man zudem pluripotente Stammzellen, um organähnlichen Strukturen zu entwickeln, zum Beispiel so genannte Gehirn-Organoide. Solche Organoide sind recht klein und weit entfernt von der Komplexität eines menschlichen Gehirns. Außerdem entsprechen sie nur bestimmten Regionen des Gehirns. Aber in solchen dreidimensionalen Strukturen sind die Zellen so miteinander verbunden, dass zumindest einige grundlegende Abläufe des menschlichen Gehirns und die Entstehung von Krankheiten besser untersucht werden können, als dies in der Kulturschale möglich ist.

Weitere Informationen

Organisator

  • Centre for Transdisciplinary Neurosciences Rostock

Veranstaltungsort

  • Universitätshauptgebäude, Aula
    Universitätsplatz 1
    18055 Rostock

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